Übersicht der Projekte in Mainz-Bingen

Halboffene Weidelandschaft Oberdiebach

Im UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal hält die GNOR mit verschiedenen Beweidungsprojekten brachgefallene Weinberge und Obstgärten offen. Weitere Projekte in anderen Naturräumen in Rheinland-Pfalz sind bereits in Vorbereitung. Durch eine ganzjährige extensive Beweidung ehemaliger landwirtschaftlicher Kulturflächen sowie lichter Wälder und anderer Naturflächen sollen langfristig halboffene Weidelandschaften als neuer Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten entstehen. Die Projekte basieren auf den Ergebnissen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Nachhaltige Entwicklung xerothermer Hanglagen am Beispiel des Mittelrheintals“.

Ingelbaum

Im Rahmen unseres Projektes Ingelbaum, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht 777 Apfelbäume im Raum Ingelheim, nahe der Rheinwelle, zu pflanzen. Zum einen schaffen wir so ein artenreiches Biotop und zum anderen einen Ort der Naherholung, der in Verbindung mit zahlreichen Aktionen, wie dem „grünen Klassenzimmer“, Groß und Klein die Natur näher bringt. Besonders am Herzen liegt uns eine regionale Versorgung durch Äpfel und andere Früchte garantieren zu können.

Regenerativer Pflanzenbau mit Hilfe von Direktsaat und Zwischenfruchtanbau im Trockengebiet Rheinhessen

Aufgrund der sich drastisch verändernden Rahmenbedingungen für den Pflanzenbau braucht es neue Ansätze und Anpassungen der Anbausysteme für die Kulturpflanzen. Ein Ansatz ist die Regenerative Landwirtschaft. Dabei wird auf eine möglichst geringe Bodenstörung, ganzjährige Bodenbedeckung, Förderung der Biodiversität und Erhalt des Wurzelwerks geachtet. Im Projekt wird eine Direktsaatmaschine mit Cross-Slot-Schar eingesetzt, die in der Lage ist, das Zwischenfruchtsaatgut fast ohne Bodenbewegung unter dem Stroh der Vorfrucht zu platzieren und damit einen guten Aufgang der Zwischenfrucht zu gewährleisten. Die gleiche Maschine wird auch zur Bestellung der Hauptfrucht in den stehenden Zwischenfruchtbestand eingesetzt. Das übergeordnete Ziel des Vorhabens ist einen produktiven Pflanzenbau zu erhalten, aber gleichzeitig die Produktion widerstandsfähiger gegen die Folge des Klimawandels zu machen. Dies kombiniert mit den Direktsaaten von Hauptkulturen und Zwischenfruchtmischungen stellt einen völlig neuen innovativen Ansatz dar, der so bislang in Europa kaum ausprobiert bzw. umgesetzt wurde. Als Besonderheit wird dieser Ansatz unter den trocken-warmen Anbaubedingungen Rheinhessens etabliert.

Vision Insekten – InsectProÖko

Der Bedarf zur Entwicklung neuer Prozesse in einer ressourceneffizienten und zugleich nachhaltigen Bioökonomie innerhalb der Landwirtschaft ist groß (von Jeinsen und Diekmann, 2020). Potenzial zur Förderung liefern hierbei u.a. effizientere, damit gleichermaßen ökonomisch und ökologisch wertvolle, Stoffstromprozesse durch sogenannte „Nischen“ in regionalen Strukturen.
Die Kreislaufwirtschaft hat erhebliches Potenzial den Schlüssel der Zukunft zu einer umweltschonenden und ressourceneffizienten Wertschöpfungskette im ländlichen Raum darzustellen. Vor allem Insekten, wie die Larven der Schwarzen Soldatenfliege, helfen uns auf natürlicherweise beim Schließen von regionalen Kreisläufen, die mit herkömmlichen Nutztieren nur schwierig erreichbar sind. Durch eine Integration der „Nische Insekt“ in Form einer weiteren nachhaltigen Veredelungsstufe in der Wertschöpfungskette ergeben sich neue Verknüpfungen wirtschaftlicher Entwicklungschancen im Ländlichen Raum mit gleichzeitig positiven nutritiven Effekten (hoher Anteil an Rohprotein, Fettsäuren, Ballaststoffen) für das klassische Nutztier. Hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft dient der anfallende „Insekten-Torf“ als Düngemittel bzw. potenzieller Bodenverbesserer.
Ziel des vorliegenden Projektes ist es, die „Vision Insekten“ für die Erweiterung bioökonomischer Prozesse durch eine regionale Produktion aufzuzeigen, indem Nebenprodukte und Reststoffe (Traubentrester, Gemüse usw.) auf deren Tauglichkeit für das Herstellen des Larvenmehls der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia Illucens L.) geprüft und Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis (Landwirte, Winzer, Gemüsebau etc.) erarbeitet werden. Es werden wirksame und nachhaltige Herstellungsmöglichkeiten für die Schwarze Soldatenfliege für den ökologischen und konventionellen Landwirtschaft erarbeitet. Außerdem werden Effekte des Futtermittels „Insekt“ auf eine praxistaugliche Eignung als Proteinsubstitut und möglicher Tierwohlförderer überprüft. Eine Bewertung der im Zuge der Larvenproduktion entstehenden organische Masse („Insekten-Torf“) ermöglicht die Prüfung der Tauglichkeit Bodenstrukturverbessernder Eigenschaften des Insekten-Torfes.

Dynamischer Agroforst

Unsere Landwirtschaft, beziehungsweise die Art, wie wir aktuell Lebensmittel produzieren, muss sich verändern. Denn diese Form der Landwirtschaft zerstört Böden, verschmutzt Grundwasser, reduziert die Artenvielfalt und hat weder für Bauernfamilien noch für Tiere ein gutes Leben zum Ziel. Darüber hinaus trägt die moderne Landwirtschaft zu bis zu 40 Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen bei.
Es braucht Alternativen, an denen Bauernfamilien mitwirken können und über die breit gesprochen wird. Naturefund initiiert genau solche Alternativen in Form von Pilotprojekten mit Bauernfamilien. Die positiven Effekte von Dynamischen Agroforst auf den Ertrag, die Regeneration degenerierter Böden und die Nutzung von Pflanzenkohle zum Humusaufbau sollen mittels der Pilotprojekte erprobt, verbessert, verbreitet werden. Ein Filmteam begleitet den Prozess. So sollen Alternativen aufgezeigt und die finanziellen und ökologischen Vorteile einer anderen Landwirtschaft deutlich gemacht werden.

Blühendes Rheinhessen – Wein, Weizen, Wildbienen

Das Projekt „Wein-Weizen-Wildbienen“ zielt auf den Schutz der Wildbienen durch Einbindung und Beratung von Landwirten und Winzern sowie die Ausbildung von Wildbienenbotschaftern. Zugunsten der Zielarten „Wildbienen“ werden Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und Vernetzung, insbesondere im Grünlandbereich, umgesetzt und die Wirkung dieser Maßnahmen hinsichtlich der Verbesserung der Biodiversität überprüft. Die Maßnahmen werden gemeinsam mit ausgebildeten Wildbienenbotschaftern auf Flächen von ausgewählten landwirtschaftlichen Pilotbetrieben durchgeführt. Das Projekt wurde 2019 als Vorbildprojekt im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

E-HERB-RLP – Implementierung des Elektroherb-Verfahrens in die rheinland-pfälzische Landwirtschaft zur umweltrelevanten Verbesserung der Anbauverfahren

Der Herbizideinsatz in der Landwirtschaft soll durch den Einsatz elektrophysikalischer Verfahren im Acker-, Kartoffel-, Wein- und Obstbau gesenkt werden. Um in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft alternative und praktikable Wege für eine umweltfreundliche und nachhaltige Vegetationskontrolle aufzuzeigen, wird im Projekt E-HERB-RLP das elektrophysikalische Verfahren (Elektroherb-Verfahren) im Acker-, Kartoffel-, Wein- und Obstbau untersucht. Untersuchungsschwerpunkte sind die Schalenfestigkeitsinduktion im Frühkartoffelanbau, das Freihalten von Reb- und Baumreihen sowie das Unkrautmanagement ohne Glyphosat, jeweils unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf das Bodenleben. Die Unkrautbekämpfung mit Strom ist eine aussichtsreiche Technik, um den gestiegenen Anforderungen an die Landwirtschaftlich zu begegnen. Pflanzenteile, die in Kontakt mit dem hochfrequenten Strom kommen, werden ohne Herbizid oder Hacktechnik abgetötet. Spezifische Anwendungsbereiche für das Elektroherb-Verfahren ergeben sich in nahezu allen Anbaukulturen. Ziel ist es, die Effizienz des Elektroherb-Verfahrens in verschiedenen Einsatzbereichen zu prüfen und zu erarbeiten, um erfolgsversprechende Anwendungsgebiete in die landwirtschaftliche Praxis einzuführen.